Die Tiroler Feuerwehren
Die Feuerwehren sind damals wie heute eigentlich Bürgerinitiativen, die sich die Selbst- und Nachbarschaftshilfe zur Aufgabe gemacht haben. Ausrüstungs- und Ausbildungsniveau haben sich in ihrer mittlerweile über 150-jährigen Geschichte genauso wie die Anforderungen gewandelt und weiterentwickelt.




Die heute als „Senioren“ bezeichnete Generation ist Teil einer rasanten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, die in den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durchgestartet hat. Eine eigene Wohnung, Fernseher, Auto und schließlich das Mobiltelefon setzten neue Maßstäbe im Umgang miteinander und die Ziele fürs Leben. Gleichzeitig war die gegenseitige Hilfe nicht mehr unbedingt notwendig. Post, Banken, Gasthäuser verschwanden als soziale Plattformen in den Gemeinden.
Bei aller Veränderung ist „die Ortsfeuerwehr“ als professionelle Nachbarschaftshilfe und Bestand des sozialen Lebens, sowie aktiver Jugendarbeit in den Gemeinden eine verlässliche Konstante.
Wie die aktuellen Ereignisse täglich beweisen können die Anforderungen nur durch das flächendeckende Feuerwehrsystem im Land erfolgreich gemeistert werden.
Als vor über 150 Jahren die Pioniere des Tiroler Feuerwehrwesens eine freiwillige Einsatztruppe auf die Füße stellten, wurden sie vielfach belächelt. Rasche Erfolge verschafften den Feuerwehren eine breite Zustimmung in der Bevölkerung und der damaligen Presse.
Die technische Entwicklung erleichterte auch die Arbeit der Feuerwehren. Dampfspritzen, drehbare Leitern, Motorspritzen und Feuerwehrautos hielten in den Feuerwehralltag Einzug. Immer gepaart mit einer intensiven Ausbildung, um die Geräte im Einsatz perfekt zu beherrschen. Gleichzeitig stiegen auch die Gefahren durch neue Werkstoffe. Atemschutz beim Einsatz und Kenntnisse über Gefahrgut welches im Land transportiert und verarbeitet wird wurde zur Überlebensgrundlage im Einsatz.
Sich freiwillig und unentgeltlich für „den Nachbarn“ einzusetzen ist nicht überall in Europa üblich und viele Länder beneiden uns um diese Struktur der Feuerwehr.
Seit den Gründern des freiwilligen Feuerwehrwesens wird diese Einstellung Generation um Generation weitergegeben. Viele Senioren waren oder sind immer noch Teil der funktionierenden Feuerwehrgemeinschaft Tirols. Sie können von der Hilfe bei Unfällen und Bränden berichten und von Feuerwehrfesten als Bereicherung des sozialen Lebens in der Dorfgemeinschaft.
In manchen Feuerwehren helfen sie auch im gesetzteren Alter noch mit und sind Vorbild für die Jugend.
Wie Karl Heinz Wagner von der freiwilligen Feuerwehr Schwaz der, 1936 geboren, heute noch aktiv die Chronik der Ortsfeuerwehr führt und das umfassende Archiv bereut. Karl Heinz kam 1955 zur Feuerwehr Schwaz bekleidete das Amt des Schriftführers im Feuerwehrzug und darauffolgend als Stabschriftführer der Feuerwehr Schwaz. Seit der Errichtung der Atemschutzfüllstation in den 1980er Jahren ist er bis heute für das Befüllen der Atemschutzflaschen zuständig.

Die moderne Einsatzorganisation
Heute ist das Tiroler Feuerwehrwesen im Landes-Feuerwehrverband mit den neun Bezirks-Feuerwehrverbänden, 44 Abschnitten und 356 Feuerwehren gegliedert. Geleitet und repräsentiert wird der Landesverband vom Landes-Feuerwehrkommandanten Jakob Unterladstätter.

Rund um die Uhr einsatzbereit
337 freiwillige Feuerwehren gibt es in Tirol insgesamt. Die Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich und sind rund um die Uhr bereit, bei Alarm in das Gerätehaus einzurücken und in den Einsatz zu gehen. Sie wenden einen Großteil ihrer Freizeit für Übungen und Schulungen auf, denn das beste Gerät ist nutzlos, wenn es nicht entsprechend bedient wird. Teamwork ist in der Feuerwehr nicht nur im Einsatz gefragt, denn auch bei Leistungsprüfungen und Bewerben stellen die Mitglieder ihr Können immer wieder unter Beweis.
Die Aufgaben der Feuerwehren umfassen nicht nur die Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung, sondern auch den Katastrophenschutz. Brandsicherheitswachen, vorbeugender Brandschutz und Unterstützung bei Personensuchen oder Drehleiterbergungen nach medizinischen Notfällen sind nur einige Beispiele, zu denen die Feuerwehren oft hinzugezogen werden. Um für speziellere Einsätze optimal gerüstet zu sein, sind in festgelegten Feuerwehren auch Sondergeräte und Sonderdienste wie Drehleiter, Bergeschere, Gefahrgut, Tunnel, Drohnen und vieles mehr eingerichtet, die bei Bedarf mit der zuständigen Ortsfeuerwehr alarmiert werden. Die Flächendeckung mit Feuerwehren in jeder Tiroler Gemeinde ist dabei von unschätzbarem Wert. Dadurch können bei größeren Ereignissen binnen kurzer Zeit weitere Einheiten nachalarmiert oder bei von der Außenwelt abgeschnittenen Gemeinden unmittelbare Hilfe durch die Feuerwehr vor Ort geleistet werden.

Ein starkes Stück Freizeit
Rund 2.000 Mädchen und Burschen sind bereits Mitglied bei der Feuerwehrjugend und unterstreichen dabei das Ehrenamt bereits in jungen Jahren. Mit Action, Spiel und Spaß lernen sie alles, um später Feuerwehrfrau und Feuerwehrmann in einer der Freiwilligen Feuerwehren zu werden. Viele Übungen und Treffen, Wettbewerbe, Jugendlager und Ausflüge sorgen für ein abwechslungsreiches Programm und mit ihrer Bereitschaft, etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft zu tun, stellen sie einen Großteil der Einsatzkräfte von Morgen dar.

Trotz zunehmender Digitalisierung: Feuerwehr bleibt Handwerk
Die Landes-Feuerwehrschule in Telfs bietet als Ausbildungszentrum für die Tiroler Feuerwehren ein breites Kursangebot von der Grundausbildung über Führungslehrgänge bis hin zu Spezialthemen wie Atemschutz und Maschinist. 2022 wurden insgesamt 75.400 Ausbildungsstunden von ehrenamtlichen Feuerwehrmitgliedern absolviert. Durch EU-weite Projekte und als österreichweites Kompetenzzentrum für den Tunneleinsatz wird, das Tiroler Wissen über die Landesgrenzen getragen. Auch in den Bereichen Waldbrandbekämpfung und Flugdienst ist man österreichweit führend.

Vorbereitungen für neue Aufgaben
In der Zukunft stehen die Feuerwehren unter anderem vor Herausforderungen wie dem Klimawandel, der längere Trockenperioden in Tirol mit sich bringt, wodurch wiederum das Waldbrandrisiko steigt. Zudem waren in den letzten Jahren vermehrt heftige Niederschläge und Unwetter zu beobachten. Auch im Energiesektor könnte es zu Engpässen kommen, während Technologien wie die Photovoltaik und Elektromobilität zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ein wichtiger Aspekt ist zudem, das Bewusstsein für Brandschutz und Sicherheit unter den Menschen zu erhöhen.

Factbox:
- Feuerwehren gesamt: 356
- Freiwillige Feuerwehren: 336
- Betriebsfeuerwehren: 19
- Berufsfeuerwehren: 1
- Einsätze gesamt: 15.811
- Brand: 3.293
- Technische Einsätze: 8.279
- Brandsicherheitswachen: 960
- Mitglieder gesamt: 33.155
- Aktive Mitglieder: 23.120
- Außer Dienst: 8.056
- Feuerwehrjugend: 1.979

Schlagzahlen:
97% der Mitglieder sind ehrenamtlich tätig
3% bei der Berufsfeuerwehr Innsbruck und 19 Betriebsfeuerwehren
Einsatzstunden 2022 gesamt: 236.674
27 Mitglieder wären somit rund um die Uhr im Einsatz (ohne Berufsfeuerwehr Innsbruck gerechnet)

Ein Danke im Namen des Tiroler Seniorenbundes allen Frauen und Männern für ihren wichtigen Dienst in unserer Gesellschaft!
Copyright: „Archiv der Tiroler Feuerwehren“ , LFV Tirol, BFV Imst, FF WEnns, Manuel Würtenberger, LFS Tirol, LFV Tirol, FF Flaurling